WORKSHOP FEEDBACK

Juni 2017

Workshop beim OSC Wasserkuppe

ORATEX und SG 38 – passt das zusammen?
Diese Frage haben wir uns auch gestellt. Länger schon haben wir die Berichte und Erfahrungen aufmerksam gelesen. Mustermaterial in den Händen gehabt, auf der Aero ganze Flugzeuge angeschaut....
Ein solch modernes Material auf unseren historischen Schulgleiter, nein, das geht nicht, meinten einzelne „Traditionalisten“ im OSC-Wasserkuppe.
Die Umsetzung dieses Versuches war auch mit Hindernissen verbunden. Das ORATEX UL 600 – Material war noch nicht für Segelflugzeuge zertifiziert. Und nur das 600er kam für uns in Frage, da die transparente Antikfärbung nur in der Qualität lieferbar war. Wie sähe denn ein weiß oder gelb bespannter SG aus? Das wäre nun wirklich nicht vermittelbar.
Die Ka8 unseres Mitgliedes Jörg aus Hannover war das Erprobungsflugzeug zur Zertifizierung von ORATEX UL 600 für alle Segelflugzeuge und Motorsegler, wie der Motorfalke SF25, die der EASA unterstehen. Am 09. März 2017 wurde ORATEX UL 600 schließlich von der EASA für Segelflugzeuge zertifiziert. Nun musste kurzfristig ein Termin her. Wir hatten ja noch nicht mit dem Material gearbeitet – und im Nachhinein kann ich bestätigen, dass die Verarbeitungsbeschreibung auf der Homepage von Lanitz Aviation zwar recht gut verständlich ist, aber nichts ersetzt die Praxistipps, die Fred bei uns vor Ort weitergegeben hat.

Die Vorbereitung der zu bespannenden Teile war in den letzten Wochen fertig: Alter Klebelack restlos entfernt, verschiedene kleinere Reparaturen ausgeführt, dem Prüfer vorgestellt...
Donnerstagmittag wurde es ernst. Fred und Roman kamen mit allen benötigten Materialien und Werkzeugen. Zügig wurde der Arbeitsplatz in der Halle vorbereitet und die ersten Gänge „Klebelack“ (ein wässriger, Zweikomponentiger Hightechkleber) gestrichen. Die Bespannungsbahnen mussten ebenfalls einen dünnen, gleichmäßigen Kleber-Anstrich erhalten. Die Bahnen trockneten und abends kamen die ersten Unterseitenteile auf die Flächen. Fön, Filzrakel und viel Geschick waren die Werkzeuge der Stunde. Zugegeben, die Bespannung dauert länger als mit herkömmlichem Material. Auch braucht man immer eine Hand mehr, aber wenn der Stoff angebügelt und mit dem Bügeleisen gestrafft ist, ist man wirklich FERTIG. Kein Spannlack, keine Decklackierung, einfach fertig. (Ok, wir mussten die Unterseiten vernähen, aber mit 6 Leuten ging auch das Ruckzuck.)
Für mich war Josef (Seppl) Kurz die Sensation. Mit seinen 90 Jahren war er sicher der älteste Teilnehmer eines ORATEX-Workshops. Offen für die technische Evolution stand er als „Antreiber“ immer an unserer Seite, ließ sich alle Schritte vorführen und arbeitete unermüdlich mit. Ja, wir haben von morgens 8 Uhr bis abends 18/19 Uhr durchgearbeitet – und Seppl immer dabei. Da muss ich meinen Hut ziehen. Und als er das Ergebnis betrachtete, war auch Josef überzeugt vom neuen Bespannmaterial.

Wer den SG 38 nun aus 3 Metern Entfernung betrachtet, glaubt einen Baumwollstoff vor sich zu haben, dessen Spannlack (Nitrolack) schon ein paar Jahre vergilbt ist. Fred erzählte, dass die Bewitterungs- und UV-Versuche eine Lebensdauer von 30 Jahren simuliert haben. Da bin ich gespannt. Das wäre genial. Die Widerstandskraft und Stabilität konnte an Proberahmen und einem UL-Leitwerk eindrucksvoll getestet werden.
Der Bergfalke schreit geradezu nach einer Überarbeitung mit ORATEX. Die Erfahrung zeigt, dass ein Doppelsitzer wie die ASK 13 zwischen 17 und 19 kg leichter werden. Auch das täte dem Bergfalken gut.
Auch beim Udet Flamingo könnte die Bespannung mit dem robusten ORATEX 6000 erfolgen.
Fazit: Eindrucksvolles Seminar, intensiver Erfahrungsaustausch, Materialien im Vereinsbetrieb gut zu verarbeiten, enorme mechanische Vorteile gegenüber klassischen Bespannmaterialien – sehr empfehlenswert. Und ja, ORATEX und SG 38 passt zusammen!

Wir bedanken uns bei Frank Thies vom OSC Wasserkuppe für seinen Bericht


 

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